da war eine Gruppe aus der Altstadt…
Mit der Suche nach potentiellen Käufern in ihrem Umfeld und einem Brief an den Makler zuhanden des unbekannten Käufers, wurden sie aktiv.
Der Architekt Walter Tschudin war auch zu dieser Gruppe gestossen. Kurz nach Ablauf der Ausschreibungsfrist kontaktierte er die neuen Besitzer des Effingerhofs und es kam zu einem Austausch über Vorstellungen zum Leben im und um den zukünftigen Effingerhof. Darauf entstand mit der kleinen Geschichte «Paul kommt heim» eine erste Vision des Nebeneinanders von Wohnen, Arbeiten, sich Begegnen in den umgenutzten Gebäuden.
Paul kommt heim.
Auf den Bänken des Kirchplatzes unterhalten sich ältere und jüngere Menschen in kleinen Gruppen, paarweise oder alleine, lesen ein Buch oder schauen den Kindern zu, die um die Malven-Rabatten wirbeln. Er grüsst ein paar, die er kennt.Schön, dass die Stadtbibliothek jeweils so lange offen ist. Schön überhaupt, dass sie hier, nach Jahren des darbens in engen Platzverhältnissen, durch den Verkehr der Baslerstrasse etwas von der Stadt abgeschnitten, im neuen Effingerhof ihren logischen, adäquaten Ort gefunden hat und dank dem Café zum Kirchplatz hin ein soziales und kulturelles Biotop der Stadt geworden ist. Pauls Frau schätzt es natürlich, dass sie sich nur 2 Stockwerke tiefer und um die Ecke mit neuem Lesestoff eindecken kann.Heute nimmt Paul den Lift zu seiner Wohnung. Grundsätzlich benützt er aber oft die Treppe, um seine Knie beweglich zu halten, die ihn ab und zu seine 72 Jahre spüren lassen.
Der Entscheid, ihr Haus und den idyllischen Garten in Mandach der Tochter zu überlassen, fiel nicht leicht. Aus Neugier besuchte er damals die Informationsveranstaltung zum Projekt „Effingerhof“. Die Möglichkeit, ihre bauliche und soziale künftige Wohnsituation in einem partizipativen Prozess mitzugestalten, bewogen ihn und seine Frau aber, diese gemeinschaftliche Wohnform in „Clustern“ als Option für die Lebensphase in Betracht zu ziehen, wenn man nicht mehr so beweglich ist und es schätzt, wenn alle wichtigen Dinge, inklusive Bahnhof, in kurzer Gehdistanz und ohne viel Treppensteigen erreichbar sind.
Wichtig war und ist beiden auch, nicht in einem altersgerechten Ghetto zu leben, sondern Tür an Tür mit Leuten aus verschiedenen Altersgruppen und in verschiedenen Familiensituationen. Sie empfinden den Generationenmix aus älteren Paaren und Einzelpersonen, jungen Familien, mittelalterlichen Singles, Berufseinsteigern und Studenten als bereichernd; ebenso, dass die Architekten bei der Planung des ehemaligen Industriekomplexes im Erschliessungsbereich helle und von den Bewohnern möblierbare Begegnungszonen schufen, die sich für einen kurzen Schwatz mit den Geschossnachbarn anbieten.
In seiner Wohnung angekommen, öffnet Paul eines der grossen Fenster gegen Westen, lässt sich die Abendsonne aufs Gesicht scheinen und kurz den Blick über Bauernsekretariat, Schulhäuser und den Gartenstreifen schweifen, der auf dem Dach des ehemaligen Maschinensaales im westseitigen Anbau errichtet wurde, wo im Mittelalter der Stadtgraben verlief. Hier pflegen auch er und seine Frau zwei Hochbeete im Gemeinschaftsgarten, pflegeleichte Remineszenz an ihren Mandacher Garten.
Darunter liegt, zwischen verschiedenen Ateliers kreativer Kleinstunternehmer, die Gemeinschaftswerkstatt für alle Bewohner des Gebäudes. Heute Abend wird er dort am Geschenk für seine Enkelin weiterbasteln.
Auch im Erdgeschoss, aber auf der Stadtseite, befindet sich ein Medienzimmer, das die ruhige Atmosphäre eines alten englischen Clubs ausstrahlt. Hier finden er und seine Hausgenossen auch ausserhalb der Öffnungszeiten der Bibliothek geistige Nahrung, oder einen Partner für ein entspanntes Gespräch bei einem abendlichen Glas Wein, oder die Möglichkeit, ein Buch zu lesen, ohne ganz allein zu sein.
Noch einen Stock tiefer liegt die Garage für die Autos der Bewohner und Gewerbetreibenden.
Auch ein paar Moblity-Autos haben hier ihren Standort, was Paul es erlaubte, sein privates Auto aufzugeben. Jetzt tourt er, in 6 Minuten Gehdistanz vom Bahnhof, mit dem GA entspannt durch die Schweiz.